Stoßwellentherapie

Die Methode der Stoßwellentherapie gibt es bereits seit den 1980er Jahren. Mit Hilfe einer gezielt eingesetzten Druckwelle wurden dabei erstmals Nierensteine im Körper eines Patienten aufgelöst.

Erst im Laufe der Jahre entdeckte man, dass Stoßwellen im menschlichen Körper viel mehr als nur die mechanische Zerstörung von schädigenden Teilchen bewirken können. Sie sind in der Lage, Schmerzen zu lindern und können verschiedene Gewebe im Körper zur Selbstheilung anregen.

Aus diesem Grund werden Stoßwellen gerne in der Orthopädie eingesetzt.

Was sind Stoßwellen?

Stoßwellen (auch Schockwelle oder Knallwelle) sind Schallwellen von sehr kurzer Dauer und extrem hoher Energie. Physikalisch betrachtet handelt es sich dabei um Energie, die auf eine Fläche wirkt. Ihre Stärke wird deshalb als Energieflussdichte (in Millijoule/Quadratmillimeter, mJ/mm²) angegeben.

Stoßwellen können beispielsweise durch Detonation erzeugt werden. Sie benötigen, wie jede akustische Welle, ein Medium, in dem sie sich ausbreiten können. Das Medium kann Luft, Wasser, oder aber ein Feststoff sein. Verändert man das Medium, in dem sich eine Stoßwelle ausbreitet, stellt das einen Widerstand dar, bei dem Energie frei wird. Diese Energie kann, wenn sie gezielt eingesetzt wird, von medizinischem Nutzen sein.

Ein anschauliches Beispiel dafür ist die Zertrümmerung von Kalkablagerungen im Körper: hierbei wird bei dem Übergang der Stoßwelle aus einem wässrigen Medium auf den Feststoff Kalk so viel Energie frei, dass der Feststoff zerbricht.

Da unser Körper zu einem Großteil aus Wasser besteht (und zwar zu 50-75 %, abhängig von Alter und Geschlecht), werden die Stoßwellen in einem wässrigen Medium erzeugt. Dies geschieht zum Beispiel durch eine elektrisch erzeugte Funkenentladung unter Wasser in einem speziell dafür angefertigten Gerät. Die Stoßwellen werden dann mithilfe eines wässrigen Gels auf die Haut übertragen. Auf diese Weise können sie nahezu ungehindert in den Körper eindringen, Gewebearten mit ähnlichen akustischen Eigenschaften wie Wasser (Haut, Muskulatur, Fett) ohne schädigenden Einfluss durchdringen und ihre Energie erst dort freisetzen, wo sie wirken sollen.

Wie wirken Stoßwellen auf unser Gewebe?

Stoßwellen wirken gleich auf mehrere Arten auf die verschiedenen Gewebearten in unserem Körper.

Bessere Durchblutung

Stoßwellen können sogenannte Mikrobrüche in Sehnen und Knochen herbeiführen. Dabei handelt es sich nicht um echte (Knochen-)Brüche, sondern um feinste Erschütterungen in den Zellen. Dies führt im betroffenen Gewebe zu einer erhöhten Ausschüttung von gewebeerneuernden Faktoren. Gleichzeitig werden neue Blutgefäße gebildet, welche auch in Zukunft für eine bessere Blut- und Sauerstoffversorgung und damit für eine schnellere Heilung sorgen können.

Entzündungshemmung

Schallwellen stimulieren die sogenannten Mastzellen. Das sind im Gewebe befindliche Zellen des Immunsystems, welche entzündungshemmende Stoffe freisetzen können. Bei einer chronischen Entzündung können Stoßwellen eine kontrollierte Verletzung des Gewebes verursachen, worauf unser Körper mit selbstheilenden Maßnahmen reagiert: Weitere Mastzellen und Botenstoffe, die zwischen den Mastzellen und weiteren Zellen des Immunsystem vermitteln können, werden zum Entzündungsherd gerufen, was letztlich zu einer schnelleren Heilung und Bekämpfung der Entzündungsursache führt.

Kollagenproduktion

Damit Gewebe eine stabile Form erhält, ist es von zahlreichen stützenden Kollagenfasern durchzogen. Schallwellen wirken sich positiv auf die Produktion von Kollagen aus, welche aufgrund der Belastung durch die Schallwellen sogar stabiler sind als sonst.

Auflösen von Verkalkungen und Verknöcherungen

Schallwellen können bestehende Verkalkungen und Verknöcherungen auflösen, die Schmerzen verursachen.

Muskelentspannung und -regeneration

Sich zusammenziehende, verhärtete Muskelfasern können durch Schallwellen aufgelockert werden. Verletztes Muskelgewebe kann zur Selbstheilung angeregt werden.

Schmerzlinderung

Radiale Stoßwellen sorgen für die Freisetzung von dem Neurotransmitter Substanz P. Dieser überträgt Schmerzinformation im Körper und bildet die molekulare Grundlage für chronische Schmerzen. Wenn jedoch durch den Einsatz von Stoßwellen in einem schmerzbetroffenen Areal der gesamte “Vorrat” an Substanz P auf einmal entleert wird, stellt sich nach der Behandlung eine Phase der Schmerzfreiheit an, weil die Nervenfasern keine Substanz P mehr freisetzen können. Man spricht dabei von einer Hyperstimulation mit anschließender Schmerzunterdrückung.

Welche Möglichkeiten der Stoßwellentherapie gibt es?

In der Orthopädie können Stoßwellen zumeist extrakorporal (d.h. ohne invasiven Eingriff) eingesetzt werden. Man spricht deshalb auch von der extrakorporalen Stoßwellentherapie (abgekürzt ESWT).

Grundsätzlich unterscheidet man radiale und fokussierte Stoßwellen.

Radiale Stoßwellentherapie

Eine einzelne Stoßwelle wird an einem Punkt erzeugt, und kann sie sich von dort aus radiär, also strahlenförmig in alle Richtungen ausbreiten. Ein anschauliches Beispiel ist die Druckwelle nach einer Explosion, auch wenn diese natürlich mit wesentlich mehr Energie einhergeht, als so eine Stoßwelle. Diese Druckwellen haben nur eine geringe Eindringtiefe und werden immer breiter, wodurch sie größere Oberflächen abdecken können. Auf diese Weise sind sie besonders gut geeignet, um muskuläre Verspannungen zu lösen. Die pulsierenden Druckwellen wirken dabei ähnlich wie bei einer Massage von außen auf die Haut und darunterliegende Bereiche.

Fokussierte Stoßwellentherapie

Stoßwellen lassen sich auch fokussieren und punktgenau auf ein Ziel tief im Körper lenken. Dabei werden zunächst mehrere unabhängige Stoßwellen generiert. Über einen Reflektor aus einem stabilen Material kann man diese Stoßwellen dann bündeln und damit in die gleiche Richtung lenken. Bis zu 12 Zentimeter tief können die so fokussierten Stoßwellen in den Körper eindringen. Treffen sie schließlich auf das Zielgewebe, wird dabei wesentlich mehr Energie an einem Punkt frei als bei der radialen Stoßwellentherapie. Diese Form der Stoßwellen eignet sich deshalb besonders gut zur Auflösung von Kalkablagerungen, welche Schmerzen in der Schulter verursachen können.

Energiegehalt der Stoßwellen

Besonders wichtig ist der Energiegehalt der eingesetzten Stoßwellen. Je nachdem, welches Ziel die Stoßwelle erreichen soll, ist mehr oder weniger Energie nötig, um die gewünschte Wirkung zu entfalten. Sollen beispielsweise Kalkablagerungen oder Verknöcherungen zertrümmert werden, ist wesentlich mehr Energie nötig, als wenn weicheres Gewebe wie Sehnen oder Muskeln zur Selbstheilung und Regeneration angeregt werden sollen. Man unterscheidet deshalb nieder-, mittel- und hochenergetische Stoßwellen.

Für welche Krankheitsbilder ist die Stoßwellentherapie geeignet?

Ihrer vielfältigen Wirkungsweise nach eignet sich die Stoßwellentherapie für eine ganze Reihe von Krankheitsbildern und Beschwerden. Diese umfassen im Allgemeinen

  • Chronische Muskel– und Sehnenkrankheiten
  • Kalkablagerungen in Sehnen
  • Sehnenentzündungen
  • Muskelkrämpfe und Muskelverspannungen
  • Schmerzen in Rücken, Nacken, Hüfte, Kreuz, Leiste, Gelenken, Sehnen, …

Die Stoßwellentherapie stellt dabei oftmals eine Alternative zu operativen Eingriffen dar und sorgt für verkürzte Heilungszeiten nach Verletzungen.

Im Folgenden sind einige besonders häufige Anwendungsgebiete der Stoßwellentherapie genauer erläutert.

Stoßwellentherapie bei der Kalkschulter

Eine Kalkschulter (auch Schultersteife oder Tendinosis calcarea) entsteht, wenn das Gewebe der Schultersehne nicht ausreichend durchblutet wird und sich dadurch in Faserknorpel umwandelt. In dieses Knorpelgewebe lagert der Körper dann Kalkklümpchen ab, welche die Schulter steif und unbeweglich werden lassen.

Der Kalk kann auch Druck auf den Schleimbeutel im Schultergelenk und umliegende Sehnen ausüben, was eine schmerzhafte Reizung auslösen kann, die als Schulterimpingement bezeichnet wird.

Eine weitere Ursache für Schmerzen bei der Kalkschulter kann eine akute Entzündung sein (Tendinitis calcarea).

Fokussierte Stoßwellen können die Verkalkungen im Sehnengewebe der Schulter auflösen. Da diese hierfür relativ tief ins Gewebe eindringen müssen, werden meistens mittelenergetische Wellen benutzt, welche bis zur Kalkablagerung vordringen und diese zertrümmern. Die genaue Stelle, an der Kalkteilchen zerstört werden sollen, muss zuvor mittels einer Röntgenaufnahme genau lokalisiert werden um zu vermeiden, dass umliegendes Gewebe wie Teile des Schultergelenks beschädigt werden. Die Kalktrümmer können vom Körper anschließend selbstständig abgebaut werden.

Die Kalkschulter ist das häufigste orthopädische Einsatzgebiet für Stoßwellen.

Stoßwellentherapie beim Tennisarm oder Golferarm

Als Epicondylitis bezeichnet man einen schmerzhaften Reizzustand der Sehnenansätze von den Muskeln des Unterarms, die am unteren Teil des Oberarmknochens entspringen.

  • Tennisarm (Epicondylitis radialis humeri): betrifft die Sehnenansätze der Muskeln, die das Handgelenk und die Finger strecken
  • Golferarm (Epicondylitis ulnaris humeri): betrifft die Sehnenansätze der Muskeln, die das Handgelenk und die Finger beugen

Stoßwellen können das durch die Entzündung geschädigte Gewebe am Sehnenansatz entfernen und das umliegende Gewebe zur Regeneration anregen. Gleichzeitig werden dabei entzündungshemmende Stoffe im Gewebe freigesetzt, welche die akute Entzündung eindämmen und einer erneuten Entzündung vorbeugen können.

Weil bei dieser Behandlung kein knöchernes Gewebe oder Kalk zertrümmert werden muss, sind Stoßwellen von niedrigem Energiegehalt meist ausreichend.

Stoßwellentherapie beim Fersensporn

Ein Fersensporn (auch Kalkaneussporn genannt) ist ein knöcherner Auswuchs am Fersenknochen, der nach einer Überbeanspruchung der Sehnen der Ferse entstehen kann. Er kann entweder entlang der Achillessehne nach oben (dorsaler Fersensporn) oder entlang der Fußsohle in Richtung Zehen wachsen (plantarer Fersensporn). In manchen Fällen ist auch noch keine Verknöcherung eingetreten, sondern die Sehne in Richtung Fußsohle lediglich überreizt und entzündet (Plantarfasziitis).

Mithilfe von mittel- bis hochenergetischen fokussierten Stoßwellen kann der Fersensporn in Schwingungen versetzt werden. Die hohe Energie, die beim Auftreffen der Wellen auf das knöcherne Gewebe frei wird, führt zu Instabilität und zertrümmert schließlich den Fersensporn. Damit das darunterliegende Fersenbein nicht beschädigt wird, ist eine zielgenaue Fokussierung der Stoßwellen besonders wichtig. Die Bruchstücke des Fersensporns können vom Körper anschließend selbst abgebaut werden.

Stoßwellentherapie bei der Pseudarthrose

Von einer Pseudarthrose spricht man, wenn es nach einem Knochenbruch zu einer verzögerten oder ausbleibenden Knochenheilung kommt. Die Bruchstelle wird dann anstelle von Knochengewebe mit Bindegewebe überbrückt. Der Knochen bleibt dadurch instabil – man spricht auch von der Ausbildung eines Falschgelenks.

Hochenergetische Stoßwellen können eine kontrollierte Verletzung des Gewebes an der Bruchstelle auslösen. Dabei werden gewebeerneuernde Stoffe freigesetzt, die das Knochengewebe zur Selbstheilung anregen. Diese Behandlung muss in der Regel nur einmalig durchgeführt werden, findet jedoch zumeist unter örtlicher Betäubung statt.

Obwohl Stoßwellen in der Orthopädie erstmals bei Pseudarthrosen eingesetzt wurden und diese Therapieform zur Heilung einer Pseudarthrose hohe Erfolgschancen hat, wird sie in Deutschland noch nicht standardmäßig eingesetzt.

Stoßwellentherapie bei einer Trizepssehnenansatzverkalkung am Ellbogen (Olecranonsporn)

Als Olecranonsporn bezeichnet man eine reiskorngroße Verkalkung im Sehnenansatz des auf der Rückseite des Oberarms befindlichen Trizepsmuskels direkt am Ellenbogen (Olecranon), die Schmerzen verursachen kann. Je nach Belastung können diese Schmerzen unterschiedlich stark wahrgenommen werden.

Mittelenergetische, fokussierte Stoßwellen können die Verkalkung auflösen und das Sehnengewebe zur Selbstheilung anregen. Kalktrümmer können vom Köper eigenständig abgebaut werden.

Stoßwellentherapie bei verschiedenen Sehnenerkrankungen

Ähnlich wie beim Tennisarm können Stoßwellen außerdem bei diversen weiteren Sehnenerkrankungen ihre heilende Wirkung entfalten. Niederenergetische Stoßwellen zerstören dabei Gewebe, das durch die Überlastung und Entzündung beschädigt wurde und regen das umliegende Sehnengewebe zur Selbstheilung an. In den meisten Fällen kann dadurch eine Operation umgangen werden, außerdem wird der Heilungsprozess beschleunigt.

Stoßwellentherapie findet unter anderem Einsatz bei:

  • Läuferknie (Tractus-iliotibialis-Syndrom oder Iliotibiales Bandsyndrom): Als Läuferknie bezeichnet man überlastungsbedingte Schmerzen im Bereich des Knies. Die Verbindung zwischen Schienbein und Hüftgelenk (Tractus iliotibialis) erfährt beim Laufen Druck durch die Gelenksvorwölbung des Oberschenkels, was bei Überreizung zu Schmerzen führen kann. Das Syndrom tritt besonders häufig bei Langstreckenläufern auf, wodurch sich der Name ableitet.
  • Springerknie (Patellaspitzensyndrom oder Patellatendinopathie): Dabei handelt es sich um eine chronische, schmerzhafte Überlastungserkrankung am Knochen-Sehnen-Übergang im Bereich der Kniescheibe (Patella). Sie kommt gehäuft bei Sprungathleten vor.
  • Achillodynie: Dabei handelt es sich um ein Schmerzsyndrom der Achillessehne.

Wie viel kostet eine Stoßwellenbehandlung?

Seit 1998 zählt eine Stoßwellenbehandlung zu den sogenannten IGeL-Angeboten (individuelle Gesundheitsleistungen) der gesetzlichen Krankenkassen. Das bedeutet, dass sie von gesetzlich Versicherten in der Arztpraxis selbst bezahlt werden müssen, 30 Euro pro Sitzung. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen Behandlungsmethoden wie Physiotherapie, Schmerzmittel und gegebenenfalls die Kosten für eine Operation.

Private Krankenkassen bezahlen in der Regel die Stoßwellentherapie bei TennisarmFersensporn und Kalkschulter, da die Wirkung der Stoßwellen in der aktuellen Datenlage als gesichert angesehen werden kann.

Stoßwellentherapie – gibt es Nebenwirkungen?

Eine Behandlung mit Stoßwellen kann vor allem zu Beginn einer Sitzung und abhängig von den bereits vorhandenen Schmerzen des Patienten weitere Schmerzen verursachen. Beim Einsatz von Stoßwellen mit niedriger Energie (wie zum Beispiel bei Sehnenansatzerkrankungen) gelten diese jedoch als erträglich. Außerdem folgt im Anschluss an die Behandlung meist die gewünschte Schmerzlinderung, welche über einen langen Zeitraum andauern kann.

Ist ein Eingriff mit höher energetischen Stoßwellen (zum Beispiel bei einer Pseudarthrose) geplant, ist unter Umständen eine örtliche Betäubung notwendig.

Die Behandlung mit Stoßwellen gilt als überwiegend nebenwirkungsfrei. Gelegentlich kommt es nach einer Behandlung lokal zu kleineren Blutergüssen, denn die Stoßwellen bewirken meist eine kontrollierte Verletzung des Gewebes, wobei auch kleinere Blutgefäße beschädigt werden können. Da jedoch zugleich die Erneuerung des Gewebes und eine erhöhte Durchblutung gefördert wird, stellt dies keine besondere Gefahr dar.

Sehr selten, dafür schwerwiegender, kann es während einer Behandlung mit höher energetischen Behandlung zu Herzrhythmusstörungen kommen.

FAQ

Für wen ist eine Stoßwellentherapie geeignet?

Eine Stoßwellentherapie ist dann geeignet, wenn eines der zuvor genannten Krankheitsbilder vorliegt, also zum Beispiel:

In vielen Fällen sind dann bereits alternative Behandlungsmethoden wie Physiotherapie oder medikamentöse Schmerzbehandlungen ausgeschöpft oder haben nicht den gewünschten Erfolg erzielt. Eine Behandlung mit Stoßwellen bietet dann die Möglichkeit, auf eine ansonsten notwendige Operation verzichten zu können.

Wann ist eine Stoßwellentherapie ungeeignet?

Eine Stoßwellentherapie sollte unter den folgenden Bedingungen auf keinen Fall durchgeführt werden:

  • Wenn oberflächliche Hautentzündungen (durch Bakterien oder Pilze) oder tiefe entzündliche Hautveränderungen (eitrige Entzündungen) vorliegen: der Vorteil der Stoßwellentherapie besteht darin, dass es lediglich die Druckwellen sind, die das entzündete Gewebe (z.B. Sehne) erreichen. Ist die Haut jedoch oberflächlich verletzt oder entzündet, würde die Behandlung mit Stoßwellen mehr Schaden als Nutzen anrichten – außerdem lassen sich äußerliche Entzündungen auch leicht mit anderen Methoden (Salben etc.) behandeln.
  • Bei bösartigen (malignenTumoren: Stoßwellen regen das Gewebe zum Wachstum und zur Erneuerung an. Bei Krebszellen würde das bedeuten, dass diese sich nur noch unkontrollierter vermehren als es ohnehin der Fall ist.
Wie lange dauert eine Behandlung mit Stoßwellen?

Eine Sitzung dauert in der Regel nur etwa 5-10 Minuten. Insgesamt werden meistens 2-5 Sitzungen in Abständen von 3-10 Tagen durchgeführt.

Wird eine Stoßwellentherapie unter örtlicher Betäubung durchgeführt, wie es beispielsweise bei der Pseudarthrose der Fall ist, ist normalerweise eine einzige Behandlung ausreichend.

Wie läuft eine Stoßwellenbehandlung ab?
  1. Der Therapiekopf des Gerätes, in dem die Stoßwellen erzeugt werden, wird mit einem Kontaktgel (auf wässriger Basis) ähnlich wie bei einer Ultraschalluntersuchung auf die Haut gelegt. Die Stärke der Stoßwellen (Energieflussdichte) und die Impulszahl, also wie schnell eine Stoßwelle auf die nächste folgt, wird individuell an den Patienten und seine Bedürfnisse angepasst.
  2. Gegebenenfalls muss vorab mithilfe einer Röntgendurchleuchtung der genaue Zielort für hochenergetische, fokussierte Stoßwellen (z.B. bei Pseudarthrose und Kalkschulter) gefunden werden, damit sichergestellt wird, kein umliegendes Gewebe zu beschädigen. In den meisten anderen Fällen orientiert man sich am Ort der Schmerzen des Patienten.

Wichtig: Innerhalb der ersten 48 Stunden nach einer Stoßwellenbehandlung sollte auf sportliche Aktivität, besonders wenn sie den behandelten Bereich einbezieht, verzichtet werden.

Quellen

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  • Gerdesmeyer, Ludger. Extrakorporale Stosswellentherapie: Schwerpunkt radiale Technologie-Grundlagen-klinische Ergebnisse. BoD–Books on Demand, 2004.
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  • Schaps, Klaus-Peter W., Oliver Kessler, and Ulrich Fetzner, eds. Das Zweite-kompakt: Chirurgie, Orthopädie, Urologie-GK2. Springer-Verlag, 2008.
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  • www.stosswellen.eu/shockwave-homepage-de, letzter Zugriff am 19.04.2017
  • www.igel-monitor.de, letzter Zugriff am 20.04.2017